Der temperierte Regenwald befindet sich hauptsächlich in kühlgemäßigten Klimazonen zwischen 40° und 60° nördlicher und südlicher Breite. Einige der bekanntesten Regionen mit temperiertem Regenwald sind die Westküste Nordamerikas von Nordkalifornien bis nach Alaska, die südliche Küstenregionen Chiles, Teile Neuseelands und Tasmaniens sowie einige Gebiete in Japan und Europa.
Der temperierte Regenwald ist ein einzigartiges Wald-Ökosystem. Wegen seiner geografischen Lage ist es hier nicht so heiß wie in den Tropen, und man findet andere Tier- und Pflanzenarten. Mit seinem ganzjährig feuchten Klima, den gemäßigten Temperaturen zwischen 10 und 20 Grad Celsius und einer jährlichen Niederschlagsmenge von bis zu 5.000 mm pro Jahr ist er aber genauso ein typischer Regenwald, der optimale Lebensbedingungen bietet.
Regenwälder entstehen bei ganzjährig feuchtem Klima und besonders großen Niederschlagsmengen. Nahezu alle temperierten Regenwälder liegen an der Westseite hoher Gebirgsketten, so auch der temperierte Regenwald Westkanadas. Dort transportieren Seewinde feuchte Luftmassen, die über dem Pazifik aufsteigen, in Richtung des Küstengebirges. An den Bergen sind die Luftmassen gezwungen, aufzusteigen. Dabei kühlen sie ab und die Feuchtigkeit kondensiert. Ab einer gewissen Höhe kann die Luft daher nicht weiter steigen und so regnen die Wolken ab. Dies führt zu riesigen Niederschlagsmengen von über 2000 mm pro Jahr. Durch die Küstennähe bleiben zudem die Sommer und Winter mild, wodurch insgesamt weniger Niederschlag verdunstet. Der viele Regen und die geringe Verdunstung, ergänzt durch häufige Nebel, führen zu einem immerfeuchten Klima.
Durch das milde, feuchte Klima und den geringen menschlichen Einfluss wachsen immergrüne Baumriesen bis zu 2000 Jahre lang. Zu ihnen gehören der Riesenlebensbaum, die Sitkafichte oder die Douglasie. Manche Bäume erreichen dabei Höhen von über 100 m. Sie machen den Großteil der gesamten Biomasse von bis zu 1000 Tonnen pro Hektar aus – das übertrifft sogar die tropischen Wälder.
Mildes Klima
Der Pazifik mit seinen gigantischen Wassermassen fungiert als Wärmespeicher. Vor allem in den Wintermonaten wird vom Wasser sehr viel Wärmeenergie abgegeben, was zu ausgesprochen milden und kurzen Wintern führt. Aufgrund dieses ausgeglichenen Klimas dauert die Vegetationsperiode ungewöhnlich lange, zudem gibt es selten Frost. Pflanzenteile, die absterben und zu Boden fallen, werden dadurch ganzjährig in biochemischen Abbauprozessen in neue Nährstoffe umgewandelt.
Flechten
In den Baumkronen leben Aufsitzerpflanzen wie Moose und Farne. Wegen der guten Luftqualität und der hohen Feuchtigkeit siedeln sich in temperierten Primärregenwäldern zudem viele Flechten wie Bart-, Krusten- und Lungenflechten an. Flechten sind eine Symbiose aus einem Pilz und einer Alge. Der Pilz stellt den Körper, die Alge führt die Fotosynthese durch. Durch Stürme werden die Flechten heruntergeweht und fallen auf den Waldboden, wo sie ihre Nährstoffe abgeben.
Ausreichend Wasser
Außerdem bringen die Pazifikwinde extrem viel Wasser in den Wald, das wiederum im in der dicken Moosschicht und im Waldboden gespeichert werden kann. Durch diese optimale Nährstoff- und Wasserversorgung wachsen neben den Bäumen auch unzählige andere Pflanzen wie Flechten, Moose oder auch Pilze, die wiederum irgendwann absterben. Somit entsteht ein fortwährender Kreislauf, in dem jede Art ihren Teil zu einem intakten Ökosystem beiträgt.
Der Weißkopfseeadler landet nicht nur auf den höchsten Bäumen, er baut auch die schwersten Nester (=Horste) aller Vogelarten. Oft als „Baumeister“ bezeichnet, kehrt er über Jahre immer wieder zu seinem festen Wohnsitz zurück. Die Horste können am Ende bis zu einer Tonne wiegen.
In den oberen Etagen der Bäume sammelt das Gleithörnchen Nüsse, Flechten, Beeren, Pilze, verschmäht aber auch nicht die Rinde der Bäume.
Der Ringelspinner ist ein Nachtfalter. Das Weibchen legt bis zu 300 Eier auf einem Ast ab. Die daraus schlüpfenden Raupen spinnen sich ein zeltartiges Nest, von dem aus sie gemeinsam auf Nahrungssuche gehen.
Wertvolle Nahrungsquelle für Mensch und Tier – zudem traditionelle Medizin der First Nations an der Pazifischen Küste.
Wie die meisten Amphibienarten verfügen auch Frösche über ein hervorragendes Haft- und Klettervermögen. Mittels Adhäsionskräften der feuchten Bauchhaut sowie der Gliedmaßen-Unterseiten heften sie sich dabei an die Baumrinde an.
Im Vergleich zu einer 6% Saccharoselösung ist der Lakritzfarn etwa 600-mal süßer, mit einem lakritz-ähnlichen Nachgeschmack.
„Baumbart“ wird in der feuchten, sauberen Luft über Jahrzehnte länger und länger. Sie geben den Bäumen ihr sagenhaftes grünes Gewand.
Ein Puma, auch Berglöwe genannt, ist sehr beweglich und kräftig. Er ist in der Lage, vom Boden aus bis zu 5,5 m hoch in einen Baum zu springen. Weit oben versteckt er sich: Man sieht ihn nur, wenn er es will.
Flechten sind Kombinationen aus jeweils einer Pilzart und einer Algenart. Pilz und Alge sind allein jeweils nicht lebensfähig, sie sind in der Flechte eine untrennbare Verbindung eingegangen und bilden so eine neue, eigenständige Art. Zudem leben Bakterienkolonien auf der Flechte und binden Stickstoff aus der Luft, welchen der Pilz im Flechtenkörper ebenfalls dankbar aufnimmt.
Die Blattflechte bindet ebenso wie die Bartflechte, ihr groß gewachsener Verwandter, Kohlenstoff. Wenn die auf den Bäumen wachsenden Flechten zu groß und schwer werden, fallen sie herunter und werden am Waldboden zersetzt, wodurch Nährstoffe freigesetzt werden, die den Baum wiederum in seinem Wachstum fördern.
Die Bruthöhle wird von Spechten angelegt, um darin Eier zu legen und die Jungen großzuziehen. Wenn die Spechte sie verlassen haben, werden sie gern weiterhin als Nistplatz oder Versteck von vielen anderen Tieren genutzt.
Unzählige Tierarten finden ihren Lebensraum im temperierten Regenwald: Salamander, Frösche und Schnecken genießen die dicken, feuchten Moospolster; Schmetterlinge und Käfer finden ihre Nahrung in Blüten, Blättern, Früchten und zerfallendem Holz. Zusammen sind sie ein wichtiger Bestandteil des beständigen Austauschs im Ökosystem, der von Sonnenenergie gespeist wird.
Die delikate Alaska-Blaubeere besitzt einen hohen Anteil von Antioxidantien. Sie ist nicht nur die größte ihrer Art, sondern wirkt auch gegen Krebskrankheiten.
Der Virginia-Uhu ist eine der größten Eulen im temperierten Regenwald. Zum Nisten sucht er verlassene Nester anderer Vögel oder nutzt Höhlen im Baum. Am liebsten hält er sich in der dichten, schattigen Baumkrone auf, wenn er nicht gerade auf Mäusejagd ist.
Das „Townsend’s Chipmunk“ wird bis zu 31 cm groß und ist damit ein besonders großes Streifenhörnchen. Es sonnt sich gerne auf Bäumen. Anders als unsere Eichhörnchen lebt es aber in einer Erdhöhle.
Die Moosmatten wachsen sehr langsam und zeigen, dass der Baum schon sehr alt ist. Sie bieten Lebensraum für viele Kleinstlebewesen und Pflanzen wie zum Beispiel den Lakritzfarn. Der temperierte Regenwald zählt über 600 Moosarten, die von den First Nations unter anderem auch zur Wundversorgung (blutstillende Wirkung) und als Kissen genutzt werden.
Bis zu beeindruckende 20 cm lang ist sie ein Räuber, der sich gerne von anderen Nacktschnecken und ihrem Gelege ernährt.
Der Abendkernbeißer ist ein Singvogel aus der Familie der Finken. Meist sind die Abendkernbeißer im Schwarm unterwegs. Dabei rufen sie ständig, um den Kontakt untereinander nicht zu verlieren. Wenn die Samen des Ahorn reif sind, sind sie eine zuverlässige Ernte.
Die essbaren Früchte schmecken wundervoll nach Zimt und Himbeeren, und werden außer als Nahrungsmittel bei den First Nations der Pazifikküste zudem als Heilmittel gegen Husten, Durchfall und Geburtsschmerzen verwendet.
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Die faszinierende Reise der Lachse in Westkanadas Regenwäldern, ihre zentrale Rolle in einem empfindlichen Ökosystem, das Bären und Orcas einschließt, und die Bedrohung dieses Kreislaufs durch menschliche Eingriffe werden beleuchtet.
Lachse werden in Urwaldbächen geboren
Ein Fünftel der weltweiten Lachsvorkommen haben ihren Ursprung
in den Bächen und Flüssen der Region des temperierten
Regenwaldes Westkanadas!
Hier beginnt und endet einer der
wichtigsten Kreisläufe, der die Westküste am Leben hält. Denn
hier werden die Lachse geboren, und von hier wandern sie ins
Meer.
Der Regenwald übernimmt dabei eine wichtige Rolle, die Geburtsbäche der Lachse gesund und kühl zu halten. Die Wurzeln halten das Ufer zusammen, die Bäume überschatten das Gewässer und ihr Holz sowie ihr Blätter, und Nadeln liefern wichtige Nährstoffe.
Die Lachse wandern ins Meer und sind Nahrung für Orcas
Im Meer stellen die Lachse eine wichtige Nahrungsgrundlage dar. Orcawale bspw. sind auf Lachse als ihre Hauptnahrungsquelle angewiesen. Vor allem auf die Königslachse, welche besonders sensibel auf Veränderungen des Ökosystems in ihren Geburtsbächen reagieren.
Die Lachse wandern zurück in ihre Geburtsbäche und sind Nahrung für Säugetiere und Vögel
Nach zwei Jahren im Ozean begeben sich die Lachse zu Millionen aus dem Meer auf die beschwerliche Rückreise stromaufwärts. Denn sie wollen am gleichen Ort laichen, an dem sie geboren sind. Oben an den Flüssen warten bereits die Grizzlybären darauf, die Fische aus dem Wasser zu angeln, denn sie sind auf die Fettreserve für ihren Winterschlaf angewiesen. Und auch Küstenwölfe, Raben und Adler lieben die nahrhaften Lachse. Sie tragen die Fische teilweise auch in den Wald hinein, um sie dort in Ruhe zu fressen. Und weil es Nahrung im Überfluss gibt, wählen die Bären, Wölfe und Adler meist nur die feinsten Teile des Fisches aus und lassen reichlich Speisereste liegen.
Wichtige Nährstoffe für Bäume
Die übriggebliebenen Lachsreste verwesen und werden dabei in ihre chemischen Bestandteile zerlegt. Der Boden wird somit auch durch die Tiere jedes Jahr aufs Neue mit wichtigen Nährstoffen, allen voran Stickstoff, angereichert. Nachweislich fanden Wissenschaftler:innen sogar in den höchsten Baumkronen Stickstoffverbindungen marinen Ursprungs.
Ein empfindlicher Kreislauf
Wird auch nur ein einziger „salmon run“ durch Abholzung und die daraus resultierende Verschlammung und den Temperaturanstieg in den Flüssen verhindert, oder durch die Fischindustrie gestört, ist der natürliche Kreislauf empfindlich unterbrochen. Davon sind die Jäger der Lachse, also die Bären, Wölfe, Adler und Orcas, direkt betroffen. Fehlen die Lachse, haben sie nicht genug Nahrung. Und wenn sie keine Lachse mehr in den Wald schleppen, fehlen dort wichtige Nährstoffe für das Wachstum der Pflanzen. Der Wald und seine Flüsse wiederum sind aber der Lebensraum für die Lachse und seine Jäger. So wird durch Kahlschlag der gesamte Kreislauf gestört.
Die Bäume in unseren Schutzgebieten können über tausend Jahre alt werden! Doch auch sie leben nicht ewig. Nachdem sie viele Jahrhunderte lang gelebt haben, fällt es ihnen manchmal schwerer, sich gegen Krankheiten, Schädlinge und Stürme zu schützen. Außerdem können sie nur noch schwer auf Umweltveränderungen und Konkurrenz von jüngeren Bäumen reagieren.
Ist der Baum nicht mehr stark genug, fällt er um. Das kann durch einen Sturm oder Blitzeinschlag passieren, oder weil ein Borkenkäfer seinen Nährstofftransport unterbrochen hat.
Nun liegt der Baum als Totholz im Wald. Doch das ist voller Leben! Es ist besonders wichtig für die Artenvielfalt, denn es bietet Lebensraum und Nahrung für Insekten und Vögel. Außerdem werden beim Zersetzen durch Pilze und Bakterien wichtige Nährstoffe frei. Dadurch bietet der „Ammenbaum” perfekte Bedingungen für das Wachsen neuer, junger Baumsetzlinge auf ihm.
Auf seinem erhöhten Platz und dank der vielen Nährstoffe des alten Baums wächst der junge Baum über die nächsten hundert Jahre bis in große Höhen. Seine Wurzeln umwachsen den Ammenbaum komplett. Der alte Stamm wird zwischen seinen Wurzeln Stück für Stück wieder zu leichter, lockerer Erde.
Für die Geburt ihrer Jungen suchen sich weibliche Wölfe eine Höhle. Diese befindet sich fast immer unter den Wurzeln mächtiger, jahrhundertealter Bäume. Denn in die lockere Erde zwischen den Wurzeln des neuen Baums kann die Wolfsmutter eine Höhle graben. Dort kann sie im Schutz des alten Baums ihre Jungen zur Welt bringen und aufziehen.
Dieser Prozess findet nur in über Jahrhunderte ungestörten Wäldern statt. Daher sind die Wölfe für ihre Kinderstuben und die Zukunft ihrer Art auf Urwälder angewiesen. Die Wolfshöhlen befinden sich inmitten des Wolfsreviers, gern an einem erhöhten Platz mit guter Aussicht und mit leichtem Zugang zu Wasser und Beutetieren.
Jetzt Wald schützenJeder weiß um den Wert und die Bedrohung der Amazonaswälder. Doch kaum jemand spricht vom vergessenen Ökosystem British Columbias: Dort befindet sich die letzte große zusammenhängende Fläche temperierten Regenwaldes der Welt. Und doch ist ausgerechnet British Columbia einer der letzten Rechtsräume auf der Welt, der weiterhin die großflächige Abholzung von 600 bis 1.800 Jahre alten Urwaldriesen erlaubt.
Zwischen 2003 -2010 war die Abholzung in BC verantwortlich für einen höheren jährlichen CO2-Ausstoß als Finnland insgesamt. Hauptursachen sind Holzwirtschaft, Landwirtschaft und der Bau von Infrastruktur.
70 % Kanadas machen große Naturgebiete aus. 34% des Landes sind mit Wald bedeckt, 53% davon sind Urwald. Insgesamt beheimatet Kanada 20% der weltweit verbleibenden Wildnisgebiete.
Der temperierte Regenwald gilt als das artenreichste Ökosystem der gemäßigten Klimazone. Seine Urwälder beherbergen eine einzigartige Artenvielfalt und Jahrtausende alte Baumriesen. Seltene Geisterblumen sind hier zu Hause, außerdem Bären, Wölfe und Adler.
Die Wälder in unseren Schutzgebieten sind absolute Meister der CO2-Speicherung und eine der wichtigsten „Senken" im Kohlenstoffkreislauf der Erde. Außerdem leisten sie einen wichtigen Beitrag zur Kühlung und Reinigung der Luft und zum Wasserspeicher.
Kanada ist ein Rechtsstaat mit strengen Regelungen zu
Eigentumsverhältnissen. Das macht eine willkürliche
Enteignung unmöglich. Eine Beschädigung zieht umfassende
Sanktionen nach sich. Der British Columbia Trespass Act
verbietet es eindeutig, Privat-
land zu betreten.
Verstöße werden auf Klage gerichtlich verfolgt.