Es ist noch früh am Morgen als wir mit den beiden Indianern Harald Joe und George Rice vom Cowichan Stamm auf Vancouver Island an die Stelle im Wald Dormagen kommen, an der ein großer Riesenlebensbaum (Thuja) – auch als Zeder bekannt – gefällt wurde. Fast ein Jahr haben wir nach einem geeigneten Baum für unsere Totempfahlaktion in Köln gesucht. Erst durch die Hilfe der Schutzgemeinschaft
Deutscher Wald Dormagen (Dank Herrn Marc Pellekoorne) und von Sami Fayed konnte dieser Riese ausfindig gemacht werden und wegen seiner Stammfäule gefällt werden. 1897 hatte der preußische König Riesenlebensbäume aus Kanada in Dormagen pflanzen lassen.
Wir atmen auf als wir bemerken, dass die beiden Indianer den Stamm des Riesenlebensbaumes bewundernd berühren. Er ist für das Projekt „Ein Totempfahl für Köln“ geeignet, auch wenn der Durchmesser des Baumstammes mit ca. 85 cm viel kleiner als in Kanada ausfällt.
Harold Joe hat seine Trommel mitgebracht und ruft aus unserem Team 4 Männer für die Zeremonie heran, bei der dem Baum gedankt wird, dass er für das Schaffen eines Totempfahls sein Leben gelassen hat. George Rice, Klaus Weichbrodt (Filialleiter Gloebtrotter Köln), Kai Andersch (CEO Wilderness International Deutschland) und David MacDonald (Director Wilderness International Canada) laufen zu den Klängen der Trommel und des Gesangs von Harold Joe mit Wasserbehältern und jeweils einem Zweig des Riesenlebensbaumes um den Stamm herum und betropfen ihn mit Wasser. So wird dem Baum das Leben zurück gegeben. Auf diese Weise soll auch eine enge Verbindung von uns Menschen mit dem Riesenlebensbaum entstehen.
Im Anschluss daran werden Ole Schulz (Filialmarketing Globetrotter Köln) und Ellen Weiland (Präsidentin Stiftungsrat Wilderness International) an den Stamm herangebeten und vollziehen mit der Axt an den beiden Enden den „First Cut“, einen zeremoniellen Schnitt in die Außenrinde, die dabei sanft vom Stamm abgelöst wird. Traditionell wird von einem Riesenlebensbaum alles weiterverwendet. Die Innenrinde diente schon immer dem Flechten von Regenhut und Regenkleidung, der Herstellung von Körben und anderen Gefäßen.
Nach der feierlichen Zeremonie beginnen die Indianer den Baum für das Anfertigen des Totempfahles zuzusägen. Zunächst helfen wir alle mit unseren bloßen Händen mit, um die Außen- und Innenrinde des Baumes vom Stamm abzutrennen. Der wunderbare Duft des Zedernholzes begleitet uns dabei.
Immer wieder wandern und radeln Einwohner von Dormagen im Wald an uns vorbei. Sie bleiben stehen und wollen wissen, was mit „ihrem Baum“ passiert. Sie atmen alle auf, wenn wir erzählen, dass aus dem schönen Riesenlebensbaum ein Totempfahl für die Stadt Köln entstehen wird, der dann als Dauerleihgabe vor dem
Rautenstrauch-Joest-Museum „Kulturen der Welt“ bewundert werden kann.
Ellen Weiland