Testament schreiben: So geht’s und das musst du beachten

Darum geht's

Es braucht nicht viel für ein eigenes Testament. Im Grunde reichen Stift und Zettel aus. Aber warum solltest du überhaupt ein Testament schreiben? Was musst du vorher wissen und wie setzt du es Schritt für Schritt auf? Das erfährst du in diesem Artikel. 

Wilderness International

Artikel im Überblick

  • Du brauchst ein Testament, wenn du von der gesetzlichen Erbfolge bei der Nachlassverteilung abweichen möchtest

  • Nach der gesetzlichen Erbfolge erben nur die engsten Blutverwandten

  • Dein Testament ist nur gültig, wenn es handschriftlich erstellt oder notariell beglaubigt ist 

  • Du kannst dein Testament jederzeit ändern, widerrufen oder zerreißen

  • Deine Testamentsspende an eine gemeinnützige Organisation ist von der Erbschaftssteuer befreit

  • Bevor du mit dem Schreiben beginnst, solltest du z. B. eine Vertrauensperson bestimmen, eine Vermögensübersicht erstellen und deine Wünsche notieren

  • Ein rechtsgültiges Testament kannst du in 7 einfachen Schritten selbst per Hand schreiben

1. Wann brauche ich ein Testament?

Nur mit einem Testament kannst du selbstbestimmt deinen Nachlass gestalten. Denn ein Testament ermöglicht es dir, 

  • von der gesetzlichen Erbfolge abzuweichen,
  • gezielt bestimmte Personen mit bestimmten Vermögenswerten zu bedenken,
  • einer gemeinnützigen Organisation etwas zu hinterlassen,
  • besondere Regelungen und Wünsche umsetzen zu lassen,
  • Familienkonflikte und Unklarheiten vorzubeugen,
  • rechtssicher den Nachlass abzuwickeln und
  • manchmal steuerliche Vorteile zu nutzen. 

 

Wenn du z. B. einer guten Freundin die Ming-Vase, die sie schon immer toll fand, vermachen möchtest oder dir wünscht, dass sich dein Nachbar um deinen Kurzhaardackel nach deinem Ableben kümmert, musst du ein Testament schreiben. 


Ohne ein Testament greift in Deutschland immer die gesetzliche Erbfolge. Begünstigt werden in diesem Fall ausschließlich Blutsverwandte, Ehe- und/oder eingetragene Lebenspartner:innen oder der Staat. 

Wilderness International

Bei der gesetzlichen Erbfolge werden ausschließlich blutsverwandte Angehörige bedacht. 

Das passiert ohne Testament 

Nur dein Testament setzt die gesetzliche Erbfolge zum Teil außer Kraft. Beim Testieren geht es viel weniger um die ordentliche Aufteilung der Erbsubstanz, vielmehr sichert es Gestaltungsfreiheit und Selbstbestimmung. 

Gilt auch mit Testament: Der gesetzliche Pflichtteil 

Der gesetzliche Pflichtteil steht nur den engsten Familienangehörigen zu. Dazu zählen die eigenen Kinder und die Ehe- oder eingetragene Lebenspartner:in. Gibt es keine Kinder (mehr), können auch die Enkelkinder oder die Eltern Anspruch auf den Pflichtteil haben. 


Der gesetzliche Pflichtteil stellt sicher, dass nahe Angehörige Anspruch auf eine finanzielle Mindestbeteiligung am Nachlass haben. Der Pflichtteilsanspruch ist ein reiner Geldanspruch. Die Höhe beträgt die Hälfte des gesetzlichen Erbteils. 

2. Testament vorbereiten: Das solltest du klären

Es ist einfach, ein Testament zu schreiben. Noch einfacher ist es, wenn an alles gedacht ist und wichtige Informationen bekannt sind. Im Folgenden zeigen wir dir, was du zur Vorbereitung deines Testaments wissen solltest. 

Der Unterschied zwischen deinem Erbe und deinem Vermächtnis   

Mit deinem Testament kannst du deinen Nachlass sowohl vererben als auch vermachen. Es gibt jedoch wichtige Unterschiede. 

  • Beim Vererben oder der Erbeinsetzung legst du im Testament fest, wer deine Erbin oder Erbe und damit deine Rechtsnachfolge sein wird. Als Rechtsnachfolge übernehmen Erb:innen all deine Rechte und Pflichten – dein Vermögen und deine Besitztümer wie Haus, Auto, Mieteinnahmen, Kunstgegenstände, aber auch deine Verbindlichkeiten. Erb:innen haften also im Zweifel mit dem eigenen Vermögen für Schulden aus dem Nachlass.
  • Beim Vermächtnis erwirbt die begünstigte Person oder Organisation (auch Vermächtnisnehmer:in) einen Anspruch gegenüber den Erb:innen. Vermächtnis kann ein Geldbetrag, eine Immobilie oder ein Gegenstand sein. Die Erb:innen sind verpflichtet, das Vermächtnis zu erfüllen. 

Vor der Erbeinsetzung das Gespräch suchen 

 

Möchtest du einen Menschen außerhalb der nahen Familie oder eine Organisation als Erb:in einsetzen, solltest du vorher mit ihnen ins Gespräch gehen. 


Vor allem bei einer Organisation als Erbin ist es ratsam, die Organisation kennenzulernen und genau zu prüfen, wie Spendengelder eingesetzt und verwaltet werden. 

Transparenz bei Wilderness International

Das handschriftliche oder notariell beglaubigte Testament 

Du hast zwei Möglichkeiten, dein Testament zu schreiben: per Hand oder durch einen Notar. 


Das handschriftliche oder eigenhändige Testament ist die einfachste Form des Testierens. Du brauchst nur einen Zettel und einen Stift. 

Wichtig: Ein eigenhändiges Testament ist nur dann rechtsgültig, wenn der gesamte Text handschriftlich verfasst und unterschrieben ist. 

 

Wenn du auf Nummer sicher gehen, Missverständnisse ausräumen und Formfehler vermeiden möchtest, kannst du dein Testament durch eine:n Notar:in oder fachanwältlich aufsetzen lassen. Das notarielle Testament garantiert Rechtssicherheit und ist bei komplexen Erbregelungen ratsam. 

 

Gemeinnützigkeit befreit von der Erbschaftssteuer

Bedenkst du eine gemeinnützige Organisation mit deinem Nachlass, ist die Erbschaft bzw. der Teil des Erbes von der Erbschaftssteuer befreit. Vermachst du z. B. Wilderness International einen Teil deines Erbes, können wir ohne steuerliche Abzüge davon bedrohten Regenwald retten. 


Wichtig: Die Organisation muss vom Finanzamt als gemeinnützig bestätigt sein. Die Gemeinnützigkeit ist an wichtige Voraussetzungen gebunden. 

Checkliste: Hast du an alles gedacht? 

Bevor du mit dem Schreiben deines Testaments beginnst, solltest du dir über einige Dinge im Klaren sein. Mit unserer Checkliste verschaffst du dir im Vorfeld einen Überblick. 

  • Vertrauensperson bestimmen: Überlege, wer eine verlässliche Person in deinem Umfeld ist, die deine Wünsche im Ernstfall umsetzen oder wichtige Dinge regeln könnte.
  • Erb:innen und/oder Vermächtnisnehmer festlegen: Mach dir Gedanken, wer dein Vermögen oder bestimmte Dinge erben soll.
  • Vermögensübersicht erstellen: Verschaffe dir einen Überblick über all dein Hab und Gut. Dazu zählen: Bargeld, Bankkonten, Immobilien, Finanzanlagen, Fahrzeuge, Edelmetalle, Münzen und auch Haustiere.
  • Verträge auflisten: Sammle alle wichtigen Verträge, wie zum Beispiel Lebensversicherungen, Mietverträge oder Abonnements. So ist klar, welche Verpflichtungen bestehen oder wer Begünstigter ist.
  • Verbindlichkeiten prüfen: Liste auf, welche Schulden oder offenen Zahlungen es gibt. Das hilft, dass deine Erben später nicht von unerwarteten Belastungen überrascht werden.
    Liste der nächsten Angehörigen erstellen: Halte die Kontaktdaten und das Verwandtschaftsverhältnis deiner engsten Angehörigen bereit.
  • Wünsche notieren: Denk darüber nach, wer im Todesfall benachrichtigt werden soll und welche persönlichen Wünsche du für die Zeit nach deinem Tod hast – zum Beispiel bezüglich deiner Bestattung oder der Grabpflege.
  • Unterlagen ordnen: Lege alle wichtigen Dokumente an einem Ort ab und informiere eine Vertrauensperson darüber. Wichtige Dokumente sind das Testament, deine Geburtsurkunde, deine Kontenübersicht, wichtige Adressen und deine Bestattungswünsche. 

Tipp: Testament vorschreiben und dann abschreiben

Dein eigenhändiges Testament ist zwar nur rechtssicher und gültig, wenn du es per Hand schreibst. Das heißt aber nicht, dass du es nicht am Computer oder über einen Online-Dienst vorschreiben und dann abschreiben kannst. 


Dieser Schritt kann dir dabei helfen, dein Testament final auf Vollständigkeit zu prüfen. Außerdem kannst du es leichter bearbeiten, ergänzen oder verwerfen. 


Nicht zu vernachlässigen: Ein Testament aufzusetzen bedeutet, sich mit der eigenen Endlichkeit zu beschäftigen. Das kann Angst machen und überfordern. Das Testieren also “zu üben” und auszuprobieren, kann den Druck nehmen, alles sofort richtig zu machen und endgültig zu regeln. 

Dein Testament ist jederzeit widerrufbar

 

Ein Testament ist nicht aus Stein gemeißelt, sondern wortwörtlich auf Papier geschrieben. Wenn du dich umentscheiden, dein Testament ändern oder vernichten möchtest, kannst du es einfach zerreißen. Damit wird es gesetzlich unwirksam. 


Natürlich kannst du dein Testament auch einfach neu schreiben oder dein altes Testament in einem neuen mit einem Satz widerrufen. 

3. In 7 Schritten dein Testament schreiben

Ein Blatt Papier und einen Stift: mehr braucht es nicht, um ein Testament aufzusetzen. Du kannst dein Testament in diesen 7 Schritten einfach selbst schreiben. Gleichzeitig sorgst du mit unserer Anleitung dafür, dass dein Testament vollständig und damit rechtsgültig ist. 

Anleitung in 7 Schritten

  1. Per Hand von Anfang bis Ende

    Schreibe den Text selbst und in vollem Umfang mit der Hand. Ein maschinell geschriebenes Dokument, auch unterschrieben, ist unwirksam. 

    Bei unleserlicher Handschrift kannst du eine maschinengeschriebene Kopie als Lesehilfe dem handschriftlichen Testament beilegen. 

  2. Nur gültig mit Unterschrift

    Unterschreibe dein Testament mit Vor- und Nachnamen. Das ist zwingend, um dich als Verfasser:in des Testaments zu identifizieren. 

  3. Ort und Datum sorgen für Klarheit 

    Ergänze den Ort der Erstellung und das Erstellungsdatum in deinem Testament. Denn ein jüngeres Testament ersetzt ein älteres. Ort und Datum verhindern Unklarheit. 

  4. Nicht notwendig, aber sinnvoll: Überschrift

    Eine Überschrift ist zwar nicht formell erforderlich, doch erleichtert die Identifizierung des Dokuments und untermauert deine Ernsthaftigkeit. 

  5. Möglich: früheres Testament widerrufen 

    Wenn du bereits ein Testament verfasst hast, das nicht mehr gelten soll, musst du es ausdrücklich in deinem neuen Testament widerrufen. Du kannst einfach folgende Formulierung am Anfang deines neuen Textes nutzen: “Alle meine bisherigen Testamente hebe ich hiermit vollständig auf.” 

  6. Konkret und eindeutig formulieren

    Aus deinem Testament muss klar hervorgehen, wer Erb:in ist, wer ein Vermächtnis erhält und/oder welche Auflagen für wen gelten. Formuliere daher deutlich, vollständig und so detailliert wie möglich, wer was bekommt. 


    Du kannst dich am Aufbau dieser Formulierung orientieren: 

    “Die Stiftung Wilderness International, Grundstraße 1 in 01326 Dresden, Deutschland, soll aus meinem Erbe ein Vermächtnis in Höhe von X € bekommen.” 

  7. Nummerieren und zusammenheften 

    Hat dein Testament mehrere Seiten, unterschreibe jede Seite, nummeriere und hefte sie zusammen. Das sorgt für Vollständigkeit und kann das “Verschwinden” einzelner Seiten verhindern. 

Sicher aufbewahren

 

Du kannst dein Testament überall aufbewahren. Es sollte sicher und schnell gefunden werden. Wir empfehlen dir, mindestens eine Vertrauensperson darüber zu informieren, dass du ein Testament verfasst hast und wo es zu finden ist. 


Ganz sicher gehst du, wenn du es beim zuständigen Amtsgericht kostenpflichtig verwahren lässt. Dann wird dein Testament sicher und geschützt  ins Zentrale Testamentsregister aufgenommen. 

Anleitung: Testament schreiben

Du kannst dir einfach unser Infomaterial herunterladen und ganz in Ruhe dein Testament selbst schreiben. 

Mehr zum Thema: Nachlass, Testamentsspende und gemeinnütziges Vererben

Mehr zum Thema: Nachlass, Testamentsspende und gemeinnütziges Vererben