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Die Bedeutung der Biodiversität für intakte Ökosysteme 

Biodiversität – großes Wort, große Bedeutung. Es gibt sie in vielen Facetten - in Natur und Biologie vor allem als Vielfalt der Gene, Arten und Ökosysteme. Alle drei sind in einem feinen Netz miteinander verwoben und von enormer Bedeutung dafür, dass die Welt funktioniert, wie sie es tut. Bei all der mutmaßlichen Unabhängigkeit des Menschen ist auch er nicht gefeit davor, sich in dieses Netz einfügen zu müssen. Denn wie schon der englische Schriftsteller John Donne wusste: „No man is an island, entire of itself; every man is a piece of the continent, a part of the main.“7

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Ob Kanada oder Peru - unsere Schutzgebiete zeichnen sich durch ihre enorm große Artenvielfalt aus. Diese Kraniche besuchen regelmäßig unsere Schutzgebiete auf Porcher Island, Westkanada. 

Der Einfluss des Menschen auf die Biodiversität 

Vor allem der menschliche Einfluss sorgt nach wie vor dafür, dass immer mehr der natürlich wertvollen Gebiete kleiner werden, dass Arten nicht mehr überleben können und damit ganze Ökosysteme ihre Funktionsvielfalt verlieren. 
Das Artensterben ist besonders weit fortgeschritten: Rund ein Drittel aller Arten ist gefährdet1 und alle paar Minuten stirbt eine weitere Art aus - Tendenz steigend2. Zudem nimmt auch die Häufigkeit der Lebewesen ab. Betrachtet man alleine die Wirbeltiere, so hat sich ihre Zahl im Vergleich zu 1970 mehr als halbiert3. Die Hauptursache für dieses katastrophale Artensterben ist der Verlust wichtiger Lebensräume.

Der Rückgang der Biodiversität hat fatale Folgen, denn artenreiche Ökosysteme sind stabiler, können Defizite besser ausgleichen und sorgen auch für Ernährungssicherheit und Lebensqualität des Menschen2. Verabschiedet sich eine Art, kann das unter Umständen zu einer Art Domino-Effekt führen, bei dem der Lebensraum anderer Arten ebenfalls bedroht wird - zum Beispiel wenn die ausgestorbene oder vertriebene Art mit ihrer Lebensweise dafür gesorgt hat, dass Biotope entstehen, die ein Überleben anderer Bioorganismen erst ermöglichen1.

 

No man is an island, entire of itself; every man is a piece of the continent, a part of the main.

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John Donne

Schriftsteller 

Forschung zur Biodiversität in unseren Schutzgebieten 

Umso wichtiger ist es, Gebiete zu erhalten, die eine Schlüsselbedeutung für die Biodiversität der Welt haben. Dazu zählen Gebiete, die besonders artenreich und einzigartig in ihren Ökosystemen sind – so wie unsere Schutzgebiete in Kanada (Porcher Island) und Peru (Madre de Dios). 

Der kanadische Wald gehört dabei sogar zu den sogenannten Key Biodiversity Areas, besonders schützenswerten Gebieten also, die sich durch ihre hohe Biodiversität auszeichnen. Doch wie misst man eigentlich die Biodiversität? Ein Zensus unter Wildtieren ist schließlich zu abstrus, oder?

Dass Wolf, Grizzly und Adler ihr Kreuzchen nicht auf ein Stück Papier setzen, sollte jedem klar sein. Und doch ist eine moderne Art des Monitorings gar nicht so weit von dieser Idee entfernt. Mit eDNA (kurz für Environmental DNA) lässt sich minimalinvasiv die Anwesenheit einer oder mehrerer Arten in einem festgelegten Gebiet erfassen. Durch die Absonderung von Kot, Urin oder Körperzellen hinterlassen Lebewesen gleichermaßen auch ihre DNA in Gewässern und auf Oberflächen4. So ist es nicht nur einfacher, auch seltene und scheue Arten zu erfassen, sondern ein komplexeres Bild des Lebensraumes zu erhalten5,6

 

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Die DJI Matrice Drohne mit dem Roboter der ETH Zürich auf dem Weg in die Baumkronen, um eDNA Proben zu entnehmen.

Die Vorteile der Arteninventur durch eDNA
  • minimalinvasive Eingriffe durch die Probenentnahme (kaum Störung der Tierwelt)

  • Kosteneffizienz durch effektive Vorgehensweise

  • Organismen erfassbar, die mit dem bloßen Auge nicht zu sehen sind

  • einfache Vergleichbarkeit über die Zeit (spätere Proben zeigen, wie sich die Artenvielfalt verändert hat oder haben könnte)

  • umfangreiche Bestimmungen möglich

Der einzige Nachteil der Methode ist, dass die Vergleichbarkeit und Aussagekraft mit Blick auf die noch im Aufbau befindliche Datenlage zunächst nur auf das konkrete Gebiet Bezug finden kann. Zukünftig allerdings dürfte die Datenlage weitaus umfangreicher sein, was gleichzeitig auch die Vergleichbarkeit um ein Vielfaches verbessert.

 

Text: Sarah Sassenhagen

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    30.10.2024
    Unser eDNA-Projekt
    Seit März 2024 erproben wir gemeinsam mit der ETH Zürich eine ganz neue Art der eDNA-Entnahme: schnell, minimalinvasiv, präzise und langfristig günstiger als konventionelle Methoden. Außerdem macht die neue Methode unerforschte Regionen zugänglich und schließt Forschungslücken.
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    30.10.2024
    Erste Ergebnisse eDNA
    Die erstmalige Bestandsaufnahme der Arten in Kanada sorgt für erstaunliche und erfreuliche Ergebnisse. Während weltweit schätzungsweise alle zehn Minuten eine Art ausstirbt und wir somit auf einen erschreckenden Verlust an Biodiversität zusteuern, lassen sich auf Porcher Island mithilfe der eDNA-Analyse eine Vielzahl an Organismen nachweisen.
Quellen

1https://www.deutschlandfunk.de/biodiversitaet-artenvielfalt-artensterben-umweltschutz-100.html

2https://www.uni-muenster.de/news/view.php?cmdid=10285
3https://www.mpg.de/biodiversitaet 
4Schmidt, Benedikt R.; Ursenbacher, Sylvain: Umwelt-DNA als neue Methode zum Artnachweis in Gewässern. Zeitschrift für Feldherpetologie, 2015 (22), 1 – 10.
(https://www.researchgate.net/publication/273146140_Umwelt-DNA_als_neue_Methode_zum_Artnachweis_in_Gewassern
5Bohmann, Kristine et al.: Environmental DNA for wildlife biology and biodiversity monitoring. Trend in Ecology & Evolution, 2014 (29, 6), 358 – 367. 
6Sahu, Ashish et al.: Environmental DNA (eDNA): Powerful technique for biodiversity conservation. Journal for Nature Conservation, 2023 (71), 126325.
(https://www.sciencedirect.com/science/article/abs/pii/S1617138122001984?via%3Dihub)
7https://www.goodreads.com/quotes/5437-no-man-is-an-island-entire-of-itself-every-man

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